Digitale Bildungsethik

Wie könnten die Gebote der digitalen Bildungsethik aussehen? Mit dieser Frage haben wir unser Treffen in Eupen beendet. Wir haben auch in der Diskussion schon einige Ergebnisse erzielt, die wir im Bereich „Themen“ nochmal einfügen.
Seit Corona Einzug in unseren Alltag eingehalten hat, rückt die Frage der Ethik in Verbindung mit der Digitalisierung verstärkt in den Vordergrund. Andererseits werden Ethikaspekte schnell über Bord geworfen zum Vorteil von Sicherheitsargumenten und schnellem Handeln. Hier kann die gesellschaftliche Diskussion kaum mithalten. Dennoch drängt es, die ungelösten ethischen und gesellschaftspolitischen Fragen der digitalen Zukunft anzugehen und zu diskutieren.
Wo steht der Einzelne im digitalen Fortschritt zum Wohle der Menschen?
Was bedeutet das Menschsein in der digitalen Zukunft?
Hier einige Themen, die wir zur Diskussion stellen:
- Verstärkte virtuelle Kommunikation um aus der sozialen Isolation auszubrechen, nimmt den Menschen seine Stärke was ihn als Menschen zu einem guten Teil ausmacht: im persönlichen Kontakt/Beziehung mit anderen zu treten.
- Rasanter Anstieg des Online-Handels im Gegensatz zur Förderung der regionalen Wirtschaft
- Datensicherheit und Datenschutz versus persönliche Gesundheit ?

Es gilt die ethische Auseinandersetzung nicht stillzulegen, sondern gerade jetzt, wo sich die Gesellschaft neu orientiert, verstärkt voranzutreiben, um Chancen und Risiken in der Digitalisierung zu erkennen.

ursula.meyer
Mitglied seit 04. 05. 2020
1 Beiträge

[quote=32]
Hier einige Themen, die wir zur Diskussion stellen:
- Verstärkte virtuelle Kommunikation um aus der sozialen Isolation auszubrechen, nimmt den Menschen seine Stärke was ihn als Menschen zu einem guten Teil ausmacht: im persönlichen Kontakt/Beziehung mit anderen zu treten.

Liegt es nicht an uns Menschen die digitale Kommunikation als neues, weiteres Werkzeug zu begreifen, was uns ermöglicht Kontakte zu halten auch über Entfernungen, Kontaktbeschränkungen und Mobilitätseinschränkungen hinweg? Gerade in der aktuelen Situation finde ich die Möglichkeiten der Videokonferenzen als ein Geschenk, das mich in Kontakt hält.

Was mich dabei beschäftigt sind natürlich Fragen der Datensicherheit und des Datenschutzes. Wie kann ich mir sicher werden, dass meine Daten nicht ohne mein Wissen von anderen Dritten genutzt werden? Wie schaffen wir es datensichere und kostengünstige Tools zu befördern, die mich und meine Kommunikation nicht ausbeuten?
Oder muss ich einfach immer davon ausgehen, dass digitale Kommunikation auf dem öffentlichen Marktplatz stattfindet und jeder meine Daten nutzen kann....

ortrud.harhues
Mitglied seit 04. 05. 2020
7 Beiträge

Und hier noch ei n interessanter Hinweis auf einen leicht lesbaren Artikel:
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Expertin-Wir-sind-voellig-nackt-Digitale-Ethik-als-Wertekompass-4097982.html

Dort sagt Petra Grimm u.a.: "Eine digitale Ethik kann als Navigationsinstrument und Wertekompass dienen und dabei helfen, die Digitalisierung für ein gelungenes Leben zu nutzen. Das setzt aber voraus, dass die Digitalisierung unserem demokratischen Wertesystem entspricht: eine humane Digitalisierung, die unsere Privatsphäre und individuelle Freiheit schützt und uns selbstbestimmt entscheiden und handeln lässt."

ortrud.harhues
Mitglied seit 04. 05. 2020
7 Beiträge

Zitiert von: ortrud.harhues

[quote=32]
Oder muss ich einfach immer davon ausgehen, dass digitale Kommunikation auf dem öffentlichen Marktplatz stattfindet und jeder meine Daten nutzen kann....

Genau das möchte ich nicht. Ich möchte wissen, ob ich gerade auf dem Marktplatz stehe oder nicht. Mit diesem Wissen gehe ich dann gerne auch mal auf den Marktplatz, um im Bild zu bleiben, weil es da schön ist und es mich auch nicht stört, wenn andere Leute mithören. Aber ich will auch nicht alles auf dem Marktplatz besprechen ;-)

marcus.flachmeyer
Mitglied seit 04. 05. 2020
22 Beiträge

Zitiert von: ortrud.harhues

"Eine digitale Ethik kann als Navigationsinstrument und Wertekompass dienen und dabei helfen, die Digitalisierung für ein gelungenes Leben zu nutzen. Das setzt aber voraus, dass die Digitalisierung unserem demokratischen Wertesystem entspricht: eine humane Digitalisierung, die unsere Privatsphäre und individuelle Freiheit schützt und uns selbstbestimmt entscheiden und handeln lässt."

In diesem Zusammenhang könnte auch folgender MOOC des Hessischen Volkshochschulverbandes und des Zentrums Bildung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau von Interesse sein:

MOOC "Meine digitale Welt: meine Freiheit, meine Verantwortung" vom 26.10.2020 bis 22.11.2020
Der kostenlose Online-Kurs richtet sich an politisch interessierte Erwachsene, die sich mit den Herausforderungen und Grenzen der Digitalisierung für demokratische Gesellschaften auseinandersetzen wollen. Themenschwerpunkte sind Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, digitale Werteordnungen und Datenschutz sowie Gemeinwohlorientierung und Nachhaltigkeit in der digitalen Gesellschaft.

Informationen und Anmeldung unter:
https://bildung-netz-politik.de/

marcus.flachmeyer
Mitglied seit 04. 05. 2020
22 Beiträge

„Meine KI-Forschung hilft dabei, produktive Lernverläufe zu identifizieren und Kompetenzen zu verbessern.“ - so Daniele Di Mitri, der im April 2021 in der Kategorie Geistes- und Sozialwissenschaften zum AI-Newcomer des Jahres gewählt wurde. Am DIPF | Leibniz-Institut baut er gerade eine Forschungsgruppe zum Thema Künstliche Intelligenz auf, um verantwortungsvolle KI-Systeme für die Bildung zu entwickeln. Zurzeit konzentrieren sich seine Arbeiten auf praktische Lernaufgaben – und nicht auf allgemeine Lernsituationen im Klassenzimmer.

In einem Interview, das auf dem Deutschen Bildungsserver unter
https://blog.bildungsserver.de/meine-ki-forschung-hilft-dabei-produktive-lernverlaeufe-zu-identifizieren-und-kompetenzen-zu-verbessern/
zu finden, zeigt er sehr schön, wie konkret im Moment daran gearbeitet wird, die Spuren und Bewegungen eines Lernenden auf einer Lernplattform mit KI-Systemen zu analysieren. "

"Momentan entwickeln wir ein Unterrichtsmodell, das „bottom up“-Prozesse und „data-driven“-Ansätze aus den Learning Analytics kombiniert mit „top-down“-Ansätzen und lehrkraftgesteuerten Bewertungen. Dieses Modell soll die Lehrkräfte dabei unterstützen, die Lernerfolge der Schülerinnen und Schüler besser zu verfolgen, ihnen dabei helfen, produktive Lernverläufe zu identifizieren und zu fördern und auf diese Weise die Entwicklung von Kompetenzen verbessern."

Das wirft natürlich einige Fragen auf, nicht zuletzt auch ethische. Wollen wir alles wissen, auch wenn es vielleicht einem vermeintlich guten Zweck dient? Oder ist das nur ein weiterer Schritt in Richtung "gläsernes Lernen"?

marcus.flachmeyer
Mitglied seit 04. 05. 2020
22 Beiträge